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1609 - 2009
400 Jahre Katholische Liga -
als Gegenpol zur UNION von AUHAUSEN

Wie ein Wetterleuchten
kündigte sich ein furchtbarer Krieg an
Von Dr. Josef Hopfenzitz

Auhausen – Mit der Gründung der Katholischen Liga am 10. Juli 1609 steht erneut ein 400-Jahr-Gedenken an, das zwar nicht wie die Protestantische Union von Auhausen einen Platz in einem Rieser Ort hat, das aber in engem Zusammenhang mit dieser Union entstanden ist und ebenso eine nicht unwichtige Rolle im Hinblick auf den 30jährigen Krieg und dann in seinen ersten drei Phasen (bis 1632) gespielt hat.

Das Ordnungsgefüge des Mittelalters bricht
Der Krieg hat sich in einem jahrzehntelangen Wetterleuchten angekündigt und schließlich mit furchtbarer Gewalt entladen. Es war der gewaltige Umbruch in der frühen Neuzeit, die das Ordnungsgefüge des Mittelalters hinter sich ließ und doch die neuen Kräfte noch nicht bändigen konnte. Die Druckerpresse ließ neue Ideen rasch zu zahllosen Lesern gelangen, die verschiedenen theologischen Reformansätze banden sich an Gruppen, an Territorialfürsten und ganze Länder und führten zusammen mit dem erwachenden nationalen Bewußtsein zu einer immer tieferen Abgrenzung, ja Spaltung im Reich und in ganz Europa. Daraus aber wuchs die Bereitschaft zu kriegerischen Interventionen um der Konfession oder der bloßen Macht willen.

Die beiden Seiten
Auf der einen Seite stand die Macht des Kaisertums der österreichischen in enger Verbindung mit den spanischen Habsburgern samt den Niederlanden, Burgund und weiten Teilen Italiens und mit dem Papst und den katholischen Ständen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Auf der anderen Seite standen die meisten lutherischen Reichsfürsten, Reichsstädte und die überwiegende Reichsritterschaft und die sich immer stärker formierenden kalvinistischen Kräfte in Frankreich, den Generalstaaten, in England und Schottland und immer mehr auch in den Habsburger Landen. Die französische Absicht einer Schwächung der Habsburger Macht hat das (überwiegend) katholische Land schließlich an die Seite des protestantischen Schweden geführt.

 

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Dieses konfessionspolitisch gespaltene Europa befand sich in ständiger Unruhe, und die führenden Köpfe versuchten, die Machtbalance zu erhalten oder zu ihren Gunsten zu verändern. So hat ja auch der aggressive Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz nach vier vergeblichen Anläufen am 14. Mai 1608 in Auhausen - nach der Verhängung der Reichsacht über Donauwörth - die Protestantische Union als scharfe Waffe in seiner antikaiserlichen und antikatholischen Politik zusammengebracht.
Friedrichs Umtriebe waren den katholischen Kräften nicht verborgen geblieben. Aber wie sollte man sich noch wehren, wo doch seit Jahrzehnten durch Nachgiebigkeit von Kaisern und sogar geistlichen Fürsten eine immer entschiedenere Festigung der Reformation erfolgt war? Dabei fühlte sich die katholische Seite immer noch stark und hielt die Position des Kaisers und auch das zahlenmäßige Übergewicht in den Reichsinstanzen für genügend stabil, so daß eine Kräfteverschiebung im Reich scheinbar nicht zu befürchten war.

Gefahr lange nicht sehr ernst genommen
Deshalb fanden auch die vor der Kurpfälzer Partei warnenden Stimmen lange Zeit kein Gehör. Die katholischen Stände nahmen offenbar die Gefahr eines Krieges um das künftige Erbe des höchst bedeutsamen Herzogtums Jülich-Kleve am Niederrhein lange Zeit nicht sehr ernst. Der kalvinistische Kurfürst Friedrich dagegen erkannte seine durch die Union von Auhausen verbesserten Chancen und kooperierte mit Frankreichs König Heinrich IV.
Nun hat allerdings Kursachsen eine kaiserfreundliche Richtung eingenommen und dafür auch andere lutherische Reichsstände gewonnen. Um ihn bemühten sich deshalb der Kaiser und die geistlichen Kurfürsten, um den Religionsfrieden aufrecht zu erhalten und um die Macht der Kurpfalz einzuschränken. Deshalb wurde noch vor Gründung der Union von maßgeblicher katholischer Seite immer wieder davon abgeraten, einen formellen Bund ins Leben zu rufen. Vielmehr wollte der Mainzer Kurfürst Johann Schweikhard von Cronberg den Kaiser Rudolf II. (1576-1612) in einen solchen Bund einbeziehen, und der Würzburger Bischof Julius Echter (1573-1617) wollte den überkonfessionellen Charakter ermöglichen.
Wegen der Angst vor einem plötzlichen Tod des kranken Kaisers sind allerdings Überlegungen zu einer Absicherung des Reichsfriedens angestellt worden. Herzog Maximilian von Baiern (1597-1651) hat eine führende Rolle Anfang 1606 noch abgelehnt, um nicht durch eine solche Koalition eine protestantische Union zu provozieren. Daher sollten seiner Meinung nach die geistlichen Kurfürsten oder sogar der Papst tätig werden. Es geschah aber nichts von ihrer Seite. Andererseits wurde Maximilian jedoch wegen der Schwäbischwerder Vorgänge vom Kaiser in die unmittelbare Verantwortung für den Schutz der dortigen Katholiken berufen und hatte schließlich in Kaisers Namen die Reichsacht im Dezember 1607 durchzuführen.
Er ließ während des Regensburger Reichstages (12. Januar bis 28. April 1608) seine Emissäre unter den katholischen Ständen sondieren, wie im Fall einer vorzeitigen Beendigung und im Fall eines protestantischen Sonderbundes zu handeln wäre.

Offensive geplant
Dann, nach Gründung der Union kam er zu dem Ergebnis, das protestantische Defensivbündnis könne bei der (bisherigen) Tatenlosigkeit der Katholiken leicht zur Offensive übergehen. Der Regensburger Bischof Wolfgang war gleichfalls der Meinung, daß ein katholischer Bund für die Reputation des Kaisers und für die Erhaltung des Friedens nötig sei.
Beim Mainzer Kurfürsten konnte er dennoch keine Zustimmung erreichen. Dieser wünschte nämlich die unmittelbare Einbeziehung des Kaisers und hatte nicht die Absicht, dem jungen Herzog aus Baiern eine führende Rolle zuzugestehen. Maximilian aber setzte im Sinn der fürstlichen Libertät auf die Unabhängigkeit vom Kaiser, dessen Position durch die dauernden Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Matthias sehr geschwächt war, ohne jedoch eine Frontstellung zu Rudolf einzunehmen.

Reger Schriftwechsel
Er entfaltete nach Gründung der Union einen äußerst regen diplomatischen Schriftwechsel mit den Prälaten des Reiches, mit Spanien und Papst Paul V. und legte ihnen dar, daß nur mit ihrer Hilfe die völlige Vernichtung des Katholizismus in Deutschland verhindert werden könne. Das Echo auf seinen Hilferuf war jedoch so gering, daß er im Dezember 1608 die Hoffnung auf ein Bündnis schon aufgeben wollte.
Es zeigte sich nun allerdings, daß beim Augsburger Bischof Heinrich von Knöringen und anderen geistlichen Ständen Oberdeutschlands der Gedanke an ein Schutzbündnis bereits feste Wurzeln geschlagen hatte, so daß sich Maximilian doch wieder um sein Ziel bemühte. In den nächsten Monaten liefen die Verhandlungen mit den Bischöfen von Konstanz, Regensburg, Passau und Augsburg, mit dem Fürstpropst von Ellwangen und dem Fürstabt von Kempten.

Friedliche Absicht sollte hervorgehoben werden
Der Bund, den man später nach französischem Vorbild Liga nannte, sollte eine Armee erhalten, die aber, um die friedlichen Absichten hervorzuheben, um 10 000 Mann und 1000 Reiter geringer als die geplante Unionsstärke sein sollte; obendrein sollte die Liga gleichzeitig mit der Union auslaufen. Der Würzburger Bischof ging indessen so weit, daß er das ursprüngliche Hauptziel der Liga, die zu Defension und Erhaltung der wahren katholischen Religion zu gründen sei, streichen wollte, um auch lutherischen Fürsten den Beitritt zu ermöglichen. Erst der Überfall Friedrichs von der Pfalz am 17. April 1609 auf die Stadt Bruchsal, die dem Bischof von Speyer gehörte, überzeugte die Zauderer vom Machtstreben des Unions-Obersten. So konnte am 10. Juli 1609 der Vertrag in München von den schon Genannten unterzeichnet werden.
Damit war es Herzog Maximilian doch noch gelungen, der Protestantischen Union ein Bündnis katholischer Kräfte entgegenzusetzen. Am 30. August 1609 traten diesem auch die drei geistlichen Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier und im Februar 1610 die Bischöfe von Bamberg, Worms, Speyer und Straßburg bei, dazu die Äbte von Kaisheim und St. Emmeram in Regensburg.
Mit Nachdruck wurde nun beim Papst, dem spanischen König Philipp III. und allen katholischen Fürsten Europas um Zustimmung und Unterstützung geworben; denn ein Krieg um das Jülicher Erbe stand unmittelbar bevor, und der französische König hatte sich mit dem Pfälzer Kurfürsten und damit der Union verbündet. Er wurde allerdings kurz vor seinem Aufbruch mit zwei Heeren am 14. Mai 1610 in Paris ermordet, so daß der Krieg unterblieb.

Spaltung
Als 1614 das Jülicher Problem endgültig geregelt war, erschienen Union und Liga manchem Mitglied als nicht mehr nötig, die finanziellen Aufwendungen für die Heere dagegen als unerträglich hoch. Nicht zuletzt deswegen spaltete sich - gegen den Willen Maximilians - die Liga in ein rheinisches, ein oberländisches und ein (vorder-) österreichisches Direktorium.
Das und die ständigen Angriffe aus Wien führten so weit, daß der Baiernherzog Anfang 1616 sein Amt als Bundesoberster niederlegte und die Liga verließ. In dieser üblen Lage versuchte sein Pfälzer Vetter, der jugendliche Friedrich V., ihn bei einem Besuch in München im Februar 1618 zur Kandidatur bei der nächsten Kaiserwahl zu gewinnen. Der Herzog lehnte diesen verführerischen Gedanken aus Rücksicht auf die mächtigen Habsburger freilich ab. Allerdings schien sich mit diesem persönlichen Treffen der beiden Bundesobersten - im Mai 1617 war unter Baierns Führung ein kleiner oberdeutscher Bund entstanden - ein Ausgleich unter den beiden Konfessionsparteien abzuzeichnen.
Das änderte sich nach dem Beginn der „Revolution“ in Böhmen mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618, weil nun die Ausdehnung des Kalvinismus nach dem Vorbild der Vereinigten Niederlande zu befürchten war. Im Januar 1619 erneuerte sich daher die Liga mit fast denselben Teilnehmern wie 1610; denn mit der offenen Revolte gegen Habsburg drohte der Krieg jetzt unmittelbar. Als im August die böhmischen Stände gar den Pfälzer Friedrich zum („Winter“-) König proklamierten, während ihr bisheriger (legitimer) König gerade als Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) in Frankfurt gekrönt wurde, begann man allenthalben mit der Rüstung.
Die Bündner der Union aber hielten die kommende Auseinandersetzung für einen internen Vorgang der Habsburger Lande und sahen den Bündnisfall deshalb für nicht gegeben; sie schickten also keine Truppen, sondern erklärten sich, da weder Frankreich noch England Hilfe versprachen und der kaiserliche Feldherr Spinola mit Waffengewalt drohte, am 23. Juni 1620 in Ulm für neutral.
Auch der Kaiser hatte größte Mühe, Maximilian mit der Liga zu einem militärischen Einsatz zu bewegen, herrschte doch zwischen Wittelsbach und Habsburg seit alters eine starke Rivalität; denn der Herzog pflegte zuallererst eine Politik zugunsten seines Baiern. Deshalb zögerte er eine Hilfszusage hinaus, bis ihm Ferdinand im Münchner Vertrag vom 8. Oktober 1619 freie Hand in der Führung der Liga gewährte. Im Fall des Sieges sollte er als Ausgleich für die Kriegskosten die obere Pfalz mit Amberg und die Kurwürde der bisherigen Kurpfalz erhalten. Wegen des Vertrages zwischen dem Kaiser und einem Reichsfürsten konnten sich im März 1620 nun auch das lutherische Kursachsen und Hessen-Darmstadt der Liga anschließen.
Nach dem historischen Sieg am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 setzte sich der Siegeszug des Liga-Heeres unter Tilly und eines kaiserlichen Heeres unter Wallenstein erfolgreich fort, und der böhmisch-pfälzische (bis 1623) und der niedersächsisch-dänische Krieg (bis 1629) konnten für die katholisch-habsburgische Seite entschieden werden. Auf dem Kurfürstentag zu Regensburg (1630) brachte dann jedoch in fataler Weise der (seit 1623) Kurfürst Maximilian dem Kaiser die empfindlichste Niederlage bei, indem er zusammen mit seinen Standesgenossen die Entlassung Wallensteins und des kaiserlichen Heeres durchsetzte.

Auf sich allein gestellt
Denn danach war die Liga auf sich allein gestellt und war den Truppen Gustav Adolfs weder bei Breitenfeld an der Elbe (17. November 1631) noch bei Rain am Lech (15. April 1632) gewachsen. Der Rest der Liga wechselte zum erneuerten kaiserlichen Heer, das zusammen mit spanischen Truppen den großen Sieg bei Nördlingen am 5./6. September 1634 errungen hat. Damit war die Führung der katholischen Kräfte an Habsburg gefallen, die Liga spielte keine Rolle mehr.

Die Folge war schlimmes Elend

Als dann der auf dem Boden des Reiches ausgetragene schreckliche Krieg der europäischen Mächte 1648 erloschen war, konnten Frankreich und Schweden große Gewinne verbuchen, die Konfessionsparteien im Reich dagegen und ihre Untertanen mußten schlimmstes Elend beklagen. Es wurden auch später wieder Kriege um die Macht geführt, aber die Konfession spielte jetzt keine Rolle mehr. Mit der Aufklärung setzte sich schließlich die Toleranz gegenüber Andersgläubigen durch.

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