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Pressebericht zum Vortrag von Prof. Dr. Axel Gotthardt:

"Geprägt von gegensätzlichen Politikstilen"
Auftakt der Gedenkwoche zur Gründung der Protestantischen Union stößt auf großes Interesse
Vortrag von Prof. Dr. Axel Gotthard in der Klosterkirche

Das evangelische Gemeindehaus in Auhausen konnte die Besucherströme nicht fassen und so wurde der Vortrag von Prof. Axel Gotthard kurzerhand in die Klosterkirche verlegt. Dort zeichnete der Historiker (Universität Erlangen) vor gut 220 Besuchern ein detailliertes Bild der Protestantischen Union, die vor 400 Jahren in Auhausen gegründet wurde.
So sei die Union anfangs als „kleines fränkisches Schutzbündnis“ gedacht gewesen. Das erschien Christian von Anhalt nach dem „Desaster des Regensburger Reichstags“ notwendig. In der angespannten Situation – katholische Truppen hatten das protestantische Donauwörth besetzt – sei es in Regensburg zu Kommunikationsproblemen gekommen, so Prof. Gotthard. Einige Delegationen reisten ab, ohne daß ein Abschlußdokument angefertigt worden war.
Christian von Anhalt, der Statthalter der Exklave Oberpfalz, suchte Unterstützung bei den Markgrafen von Ansbach und Kulmbach. Auch der Herzog von Württemberg erfuhr von dem Plan des regionalen Bündnisses und schaltete sich Ende April 1608 ein; man beschloß, sogleich in Verhandlungen über eine Union protestantischer Stände einzutreten. Der Vorschlag, dies in Auhausen zu tun, kam aus Stuttgart, berichtete Prof. Gotthard. Der Ort sei wohl für die Beteiligten günstig gelegen gewesen, außerdem gab es im säkularisierten Kloster genügend Gebäude für die Delegationen – und man war abgeschieden und konnte sich ganz auf die Arbeit konzentrieren, vermutete der Historiker. Insgesamt seien wohl 500 Personen nach Auhausen gekommen.
Am 12. Mai 1608 wurde im Kapitelsaal die folgenreiche Versammlung eröffnet. Und nach fünf Tagen war man einig geworden, sich im Ernstfall militärisch zu unterstützen. Ein Manko, so sagte Prof. Gotthard, sei von Anfang an gewesen, daß die Protestantische Union keine integrative Führungsperson besaß. Die Kurpfälzische Seite war eher progressiv und kalkulierte im europäischen Maßstab, Neuburg und Kulmbach waren eher vorsichtig eingestellt.
Diese unterschiedlichen Politikstile seien keine günstige Ausgangslage gewesen. Für den einen Teil der Mitglieder war die Union eine „koordinierende Interessenvertretung“, die auf einen „Kompositionstag“ hofften, also konfessionelle Kluften an einem Runden Tisch überbrücken wollten. Doch darauf wollte sich die katholische Seite nicht einlassen, hieße das doch einen Verlust an Macht und Einfluß.
Die andere Seite dachte in größerem Maßstab. Außerdem gab es immer wieder militärische Alleingänge einiger protestantischer Machthaber. „In all den Jahren vereinigte die Union nur einen Teil des deutschen Protestantismus“, führte der Referent weiter aus.
Nach den Querelen in Böhmen und dem Prager Fenstersturz kam die Union wieder in Bedrängnis, zeigte aber Sympathie mit den Aufständischen, die sie als Brüder im Glaubenskampf gegen Habsburg ansahen. Jedoch, so Prof. Gotthard, sprangen die Unionsmitglieder den Aufständischen nicht bei, vielleicht schreckten sie vor einem endgültigen Bruch mit dem Kaiser zurück oder hatten zu wenig finanzielle Mittel.
„Der Griff nach Böhmen überstieg auch einfach den politischen Horizont eines Grafen von Oettingen“, spielte der Referent nochmals auf die unterschiedlichen Politikstile an. Außerdem blieb die Hilfe der ausländischen Allianzpartner England, Frankreich und Holland aus. Die Union löste sich sang- und klanglos auf.
Nach dem 30-jährigen Krieg sollte der Westfälische Frieden von 1648 einige Punkte der Union wieder aufgreifen, sagte Prof. Gotthard. Die Schritte zu einer Parität zwischen den Konfessionen deckten sich mit den Erwartungen der „breiten evangelischen Mittelpartei in der Union von Auhausen“. Von den Verhandlungsführern hat jedoch keiner das Jahr 1648 erlebt.

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