Zur Geschichte des Klosters Auhausen an der Wörnitz (von Martin Winter)  
 
  Armenfürsorge  
     
 
zurück zur Übersicht
 
 
 

Wir empfinden es heute als selbstverständlich, daß der Staat den Menschen hilft, die in Not und Armut geraten. Soziale Fürsorge des Staates hat heute einen Grad erreicht, der an die Grenzen des Möglichen gestoßen ist. Im Mittelalter gab es kaum staatliche Hilfe; der einzelne war auf die Fürsorge der Großfamilie angewiesen. Doch wenn diese selbst verarmt war, fühlten sich die Mönche im Kloster dem christlichen Leitgedanken verpflichtet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Klöster konnten Hilfe leisten, weil der einzelne Mönch dem Armutsideal verpflichtet war; das Kloster als Ganzes aber Reichtum ansammeln konnte. So wurden die Klöster zu sozialen Wohltätern der Gesellschaft im Mittelalter. Die Klöster waren die ersten, die Spitäler errichteten. Vom Kloster Auhausen wird berichtet, daß hier schon 1194 ein Spital bestand. Es wurden in diesen Jahren von einem gewissen Mahtfried geleitet; der dem "Haus der Armen" eine Stiftung vermachte. Bruder Mahtfried hatte "aus eigenen Mühen" dem Kloster einen Weinberg bei Segnitz gegenüber Markt Breit am Main erworben, dessen Erträgnisse sollten den Mönchen am Aschermittwoch und den folgenden Tagen in den Speisesaal gereicht werden.
Im Mittelalter gab es auch lange Zeit keine Wirtshäuser auf dem Land, keine Gasthäuser zum Übernachten. Die Gesellschaft kannte nur eine geringe Mobilität. Und doch waren Menschen unterwegs, oft viele Tage als Pilger und Botengänger, als Bettler und Hausierer, aber auch als Sänger und Gaukler. Wo sollten sie Übernachten? Groß war oft das Elend auf Wegen und Steigen. Kinder wurden am Straßenrand geboren. Die Klöster waren die ersten, die sich der Fahrenden erbarmten. Der Liebesdienst am Nächsten, die Wohlfahrtspflege am notleidenden Menschen bedeutete für das Kloster ein Kernstück seines Lebens. So ist es verständlich, daß auch im Kloster Auhausen schon früh ein Spital eingerichtet war, das seine eigene Güterverwaltung hatte; denn die Edlen und Ritter richteten ihre Stiftungen gezielt auf die Armenpflege im Spital. Zu diesem Zweck brauchte das Spital eine eigene Verwaltung, unabhängig von dem gesamten Klostervermögen. Der Spitalverwalter konnte selbständig wirtschaften, Äcker und Weinberge kaufen, je nach den finanziellen Möglichkeiten.

 
 
 
 
zurück zur vorherigen Seite


weiter zur nächsten Seite